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Ich fühle mich anders und diskriminiert


Heute sprechen wir über das Gefühl, anders zu sein und diskriminiert zu werden.

Das Problem können wir nicht lösen, aber ich möchte den Austausch anregen, so dass ihr eure Erfahrungen teilt. So kann jeder etwas von sich erzählen und vielleicht mit einer Idee reicher werden, wie man stolz auf sein Anderssein sein kann :-)

Transkript - Tag #21 - Die 30-Tage-Challenge

Den Anlass, über dieses Thema zu sprechen, hat mir ein Zeitungsartikel gegeben, den wir in unserem Konversationskurs diskutiert haben.

Da ging es also um 4 Personen, die über rassistische Erfahrungen berichteten und wie sie damit umgegangen sind. Ich würde aber die Diskussion ein bisschen ausweiten und nicht nur auf Rassismus oder Nationalismus zu sprechen kommen, sondern über die Diskriminierung in all ihren Formen. Ja, ich weiß, es ist ein heikles Thema.

Gleichzeitig es ist aber auch ein sehr persönliches Thema, das sehr viel mit unserer Selbstwahrnehmung, Gefühlen und nicht zuletzt mit unserem Wohlbefinden zu tun hat. Denn jeder von uns fühlt sich auf einer gewissen Art und Weise anders. Und während wir keinen großen Einfluss darauf ausüben können, was andere über uns denken, wie sie uns wahrnehmen und behandeln, so können wir zumindest darüber nachdenken, wie wir damit umgehen und wie wir das Gefühl vom Anderssein als vorteilhaft anstatt als nachteilig ansehen.

Hast du dich also schon mal diskriminiert, unwillkommen oder ausgegrenzt gefühlt?

Als du irgendwo neu warst?

Vielleicht am ersten Schultag, als du in einer neuen Schule oder in einer neuen Klasse angefangen hast?

Oder als du irgendwo neu eingezogen bist und deine Nachbarn noch nicht kanntest?

Oder als du eine neue Arbeit angefangen hast und noch mit den Kollegen warm werden musstest?

Jeder von uns war schon mal in diesen oder ähnlichen Situationen, in denen man sich neu, fremd und dadurch vielleicht ein bisschen unwohl oder unsicher gefühlt hat. Und ja, mir ist klar, dass sich neu oder fremd fühlen nicht das gleiche ist wie, wenn man diskriminiert wird, aber all das hat irgendwie mit Anderssein zu tun. Und daraus resultiert alles Andere auch.

Es ist uns angeboren, uns wohl zu fühlen, wenn es um Sachen oder Menschen geht, die wir gut kennen und mit Abstand auf Sachen oder Menschen zu reagieren, die uns nicht vertraut sind. Vor dem Fremden und Unbekannten will man sich schützen.

Es ist ein Instinkt.

Was wir als vertraut empfinden, hängt sehr stark davon ab, wie wir aufgewachsen sind. Und zu Diskriminierung kommt es dann, wenn man andere Menschen für unfähiger oder schlechter hält, aufgrund von negativen Verallgemeinerungen und anerzogenen Glaubenssätzen.

Wir diskriminieren Menschen aufgrund ihrer Rasse oder Nationalität, aufgrund ihres Alters, Geschlechts, Bildungsstandes, Berufes, Aussehens, Verhaltens, Religion, Stimme, Namens sogar. Neulich haben zwei Freunde von mir über den Namen ihres Babys diskutiert. Die Frau hat einen Namen vorgeschlagen und der Mann wollte seine Tochter so nicht nennen, weil ihn der Name an eine Kollegin erinnert hat, die er nicht mochte.

Es sind manchmal einzelne negative Erfahrungen, die wir nicht vergessen haben und dann auf andere Situationen übertragen, weil wir zukünftige negative Erfahrungen vermeiden wollen.

Es sind die Klischees oder andere Verallgemeinerungen, die wir selbst machen oder von anderen gehört haben.

Und wenn wir aus einem anderen Land kommen, dann werden uns aufgrund unserer Herkunft auch bestimmte Eigenschaften zugeschrieben, nur weil jemand aus unserem Land schon vor uns für bestimmte Erfahrungen gesorgt hat.

Im Studentenwohnheim hatte ich mal einen Mitbewohner. Er hieß Mamy. Ja, Mamy, so ähnlich wie die Mama, aber mit einem Y am Ende, also Mamy.

Kannst du es erraten, woher er kam?

Vielleicht, wenn du andere Menschen mit diesem Namen schon kennst.

Also Mamy war oder ist immer noch aus Guinea. Guinea ist ein westafrikanisches Land. Und Mamy hat mir eine sehr interessane Lektion erteilt.

Er studierte Politikwissenschaft und das Klischee für die Politikwissenschaftler, zumindest an der Uni in Marburg, war dass sie alle ganz liberal sind. Viele von ihnen zogen sich sehr leger an, manche so ein bisschen wie Hippies, barfuß, mit Rastalocken. Du weißt schon. Ja und Mamy ganz im Gegenteil. Jeden Morgen traf ich ihn in unserer Gemeinschaftsküche und er trug ein Hemd und eine Hose, er erfüllte also viel mehr das Klischee für einen BWL- oder Jura-Studenten. Das fiel mehreren Menschen auf und eines Tages sprach ich ihn darauf an und fragte: Mamy, warum gibst du dir immer so viel Mühe, dich so gut zu kleiden? In den Vorlesungen ist es egal, was man anzieht und die meisten Kommilitonen aus deinem Studiengang tragen sowieso T-Shirts und Jeans. Du fällst bestimmt voll auf, wenn du so gut gekleidet auftrittst.

Und seine Antwort werde nie vergessen.

Er meinte zu mir: Dilyana, ich bin ein Afrikaner und durch meine Hautfarbe falle ich schon mal sofort auf. Durch mein Aussehen trage ich eine große Verantwortung, nicht nur für mich selbst oder für mein Land. Meinen Namen oder woher ich komme, werden die Leute schnell vergessen, aber sie sehen in mir einen Afrikaner und der Eindruck, den sie von mir bekommen, wird lange bleiben. Daraus werden sie auch auf andere Afrikaner schließen. Somit trage ich die Verantwortung für einen ganzen Kontinent und was die Leute über uns denken.

Ich möchte nicht, dass die Leute mich als arm und dumm ansehen. Ja, in Afrika gibt es viele Menschen, die in Armut leben, aber es gibt auch viele gut gebildete Menschen, viele reiche Menschen, viele gute Menschen. Nicht alle leben im Schlamm und warten auf Sozialhilfe von Europa oder anderen reichen Ländern. Und genau gegen diese Klischees möchte ich ankämpfen.

Ich stand da und habe seine Weisheit bewundert.

Er hatte Recht. Ich dachte über mich selbst nach. Ich bin Bulgarin und habe oft Menschen getroffen, die mich aufgrund meines Aussehens für Türkin, Spanierin oder Italienerin gehalten haben. Als ich ihnen dann sagte, dass ich aus Bulgarien komme, überlegten viele, wo das überhaupt lag. Manche wussten gar nichts über Bulgarien. Andere fragten mich, ob ich aus der Hauptstadt Sofia komme. Und für die meisten hieß es einfach: Ach ja, Osteuropa, alles klar.

Was auch immer sie gedanklich mit Osteuropa verbinden, das war auch das, was sie über mich auch gedacht haben.

Und das tun wir alle.

Was aber meines Erachtens dabei wichtig ist, ist offen zu bleiben.

Jedes Mal, wenn ich mich dabei erwische, eine Person in eine Schublade stecken zu wollen, sage ich mir: Gib der Person noch eine Chance, das Gegenteil zu beweisen. Der erste Eindruck ist nicht immer richtig. Und selbst, wenn sich die Klischees bestätigen, selbst, wenn die Person sich so verhält, wie wir auch erwartet haben, ist jeder Mensch anders. Und von jedem Menschen kann man etwas Neues lernen. Jeder trägt wie mit einem Puzzleteil dazu bei, unser Weltbild vollständiger zu machen und unseren Horizont zu erweitern.

Deshalb möchte ich jetzt von dir hören:

Was hast du zu diesem Thema zu sagen?

Hast du dich auch schon mal fremd, anders oder sogar diskriminiert gefühlt? Wie gehst du mit diesen Gefühlen um?

Oder vielleicht ganz im Gegenteil?

Wurdest du schon mal mit offenen Armen empfangen, in Situationen, in denen du es gar nicht erwartet hast?

Lass uns an deinen Erfahrungen teilhaben und hilf uns die Welt durch deine Augen zu sehen.

Scroll nach unten und hinterlasse mir deinen Kommentar

Deine Herausforderin,

Dilyana

Dieser Beitrag war ein Teil aus unserer 30-Tage-Challenge.

In dieser Challenge:

✅diskutieren wir jeden Tag über ein anderes Thema,

✅du bekommst neue Redewendungen und Ausdrücke

✅du verbesserst deine Aussprache

✅du überwindest deine Sprech-Angst und wirst selbstbewusster

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Am Ende kannst du tolle Preise gewinnen. Es ist noch nicht zu spät, dich anzumelden.

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