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Kostenlos online lernen oder einen professionellen Lehrer buchen? | Tag #18 | Deutsch sprechen: 30


Es gibt sooo viele kostenlose Materialien online, warum sollte man für Sprachunterricht bezahlen?

Hier sind 6 große Unterschiede, die dir helfen, die richtige Entscheidung zu treffen.

Zuerst solltest du aber eine andere Frage beantworten, die ich dir in diesem Video verrate.

[This article is also available in English]

Transkript Tag #18

Es gibt sooo viele kostenlose Materialien online, warum sollte man für Sprachunterricht bezahlen?

Genau diese Frage haben wir uns so oft gestellt. Mit “wir” meine ich meine Kollegen und ich, die im Selbstlernzentrum der Uni Marburg gearbeitet haben. Was ist denn ein Selbstlernzentrum? Ein Selbstlernzentrum, wie der Name auch schon sagt, ist eine wunderbare Möglichkeit, um selbst eine oder mehrere Sprachen zu lernen. Es ist ein Teil des Sprachenzentrums, wo man Kurse in verschiedenen Sprachen besuchen kann. Parallel zu diesen Kursen können die Studierenden absolut kostenlos ins Selbstlernzentrum kommen und weiter üben oder auch komplett selbstständig eine oder mehrere Sprachen lernen. Ich habe also dort insgesamt 6 Jahre gearbeitet.

Schon damals hatten wir dort ganz viele verschiedene Angebote: Von Lehrbüchern und CDs, über fremdsprachliche Zeitungen und Zeitschriften, bis interaktive Software-Programme und ganze Online-Kurse, mit denen man über 30 verschiedene Sprachen lernen konnte.

Es war unglaublich, was für unterschiedliche Angebote wir hatten und die gibt es immer noch. Nicht nur an der Uni Marburg, sondern auch an ganz vielen Universitäten und Sprachenzentren in Deutschland. Und mit Sicherheit auch in Österreich und in der Schweiz. Wenn du also in einer Stadt wohnst, wo es eine Universität gibt, lohnt es sich da nachzufragen, ob sie auch ein Selbstlernzentrum haben und ob du es mitbenutzen darfst.

Langer Rede, kurzer Sinn*: Bei so einem großen Angebot an kostenlosen Materialien würde man meinen, dass die Leute uns die Bude einrennen würden, um alle möglichen Sprachen zu lernen. Die Realität war aber eine andere. Auch wenn wir ganz flexible Öffnungszeiten hatten (von 10 bis 18 Uhr) und auch wenn wir unterschiedliche Workshops angeboten haben, waren gar nicht so viele Selbstlerner da. Am Anfang waren alle immer ganz begeistert und dachten sich - O, ja, ich werde auf jeden Fall öfters vorbei kommen, aber dann wurde von “öfters” nächste Woche und dann übernächste Woche und irgendwann ist die Idee komplett in Vergessenheit geraten.

Schlechte Selbstdisziplin oder schlechtes Zeitmanagement würdest du sagen. Ja, das haben wir auch gedacht, deshalb haben wir auch versucht, die Lerner mit Beratung und vorgefertigten Lernplänen zu unterstützen. Denn es ist verständlich, dass es schwierig ist, sich alle Übungen selbst auszusuchen. Das hat ein bisschen geholfen. In den Semesterferien gab es immer wieder mal 2-3 super Motivierte, die täglich vorbei kamen und in 2 Monaten den kompletten Lernplan abgearbeitet haben. Aber sie waren eher die Ausnahme.

Der größte Teil der Studierenden wollte an den kostenpflichtigen Kursen teilnehmen. Auch wenn der Kurs manchmal abends von 18:30 bis 20 Uhr stattgefunden hat, auch wenn das Lerntempo für den einen zu schnell war und für den anderen zu langsam, auch wenn manche Themen im Buch nicht die interessantesten waren… die Leute haben sehr oft einen Kurs vorgezogen.

Und genau darüber möchte ich heute mir dir sprechen: Ist es überhaupt möglich, mit kostenlosen Materialien allein eine Sprache zu lernen oder braucht man unbedingt einen Lehrer oder eine Lehrerin?

Ich denke, die Antwort hängt vom Endziel ab.

Was ist also das Ziel?

Mit welcher Absicht lernst du die Sprache?

Das ist die wichtigste Frage, die man beantworten sollte.

Lernst du Deutsch eher als ein Hobby, einfach so für dich, um etwas Sinnvolles und Interessantes in deiner Freizeit zu machen? Anstatt Sudoku oder Candy Crush Saga zu spielen, lernst du eben lieber Vokabeln und stattest dich mit ein paar nützlichen Phrasen für den nächsten Urlaub aus.

Oder hast du die ernsthafte Absicht, innerhalb eines bestimmten Zeitraums, in ganz konkreten Situationen kommunikationsfähig zu sein, z.B. du wirst in den nächsten 3-6 Monaten einen neuen Job beginnen, für den du Deutsch brauchst, oder du wirst eine bestimmte Zeit in einem deutschsprachigen Land verbringen und möchtest dich dort in alltäglichen Situationen verständigen. Oder vielleicht schreibst du deine Doktorarbeit über einen deutschen Philosophen und möchtest seine Werke im Original lesen können.

Sobald du so ein konkretes Ziel hast, dann bist du an dem Punkt angelangt, wo du dir ernsthaft überlegen musst, ob du weiter allein lernen möchtest oder kannst, oder ob es nicht sinnvoller ist, wenn du dir professionelle Hilfe holst. “Professionelle Hilfe” klingt so, als ob du zum Psychologen gehen müsstest :-) Nein, das meine ich nicht. Ich meine die Unterstützung einer Lehrerin.

Hier sind also 6 große Unterschiede, die dir helfen, die Entscheidung zu treffen.

Unterschied #1: Echte Ergebnisse oder beliebige Informationen

Wenn du für ein Programm oder einen Lehrer bezahlst, dann bezahlst du normalerweise für die Ergebnisse, die sie dir versprechen. Sie verfolgen konkrete Lernziele, haben eine klare Struktur und einen Lernplan, der dich dahin bringt, wo du auch hin willst.

YouTube-Videos oder kostenlose online Materialien, egal wie toll sie auf den ersten Blick aussehen, sprechen ganz beliebige Themen an. Und normalerweise verbrauchst du mehr Zeit damit, um herauszufinden, was überhaupt hilfreich ist und was nicht, anstatt dich darauf zu konzentrieren, was du wirklich wissen möchtest.

Letztendlich sind kostenlose Materialien gar nicht kostenlos, wenn du bedenkst, wieviel kostbare Zeit du verlierst, während du versuchst die relevanten von den nutzlosen Sachen herauszufiltern.

Unterschied #2: Die Reihenfolge

Beim Lernen reicht es NICHT Lernmaterialien zu haben. Das betrifft nicht nur eine Sprache, sondern alles was man lernt. Es ist nie genug einfach ein gutes Buch oder viele Online-Übungen oder interessante Videos zu haben, die alles beinhalten, was man wissen sollte. Damit man sich dieses Wissen auch erfolgreich aneignen kann, muss es richtig aufgeteilt und als logische Sequenz aufbaut sein.

Und eine logische Sequenz soll nicht nur Sinn ergeben, sondern dich auch längerfristig motivieren.

Viele Lerner sind begeistert, mit dem Lernen anzufangen. Am Anfang versuchen sie so viele neue Informationen wie möglich aufzunehmen. Und das ist nicht nur sehr schwer für das Gehirn, sondern auch sehr unproduktiv und später demotivierend. Denn nach den ersten 3, 4, 5 Stunden oder Tagen von diesem “übermotivierten Lernen” brauchen sie einen Monat Pause, um alles zu verdauen, was sie gelernt haben. Und wie viel davon weiß man nach einem Monat. Da musst man fast wieder von vorne anfangen. Tja, so lernt man keine Sprache.

Eine erfahrene Lehrerin, die Wert auf deinen Fortschritt legt, wird dir dabei helfen zu verstehen, was du wirklich lernen musst und wie du dir realistische Lernziele setzt. Sie wird dir helfen, diese Ziele auf die für dich bequemste und interessanteste Art und Weise zu erreichen, in Bezug auf deine persönlichen Lernwünsche und Interessen, deinen Lernstil, sowie deine Zeit und deine anderen Prioritäten.

Unterschied #3: Komfort

Wer freut sich schon darauf, auf eine riesige Internet-Safari zu gehen und nach verständlichen Erklärungen mit den passenden Übungen dazu zu suchen, jedes Mal, wenn man etwas lernen möchte?

Und jedes Mal von einer anderen Lehrerin oder einem anderen Lehrer zu lernen, die oft eine andere Meinung vertreten und manchmal sogar über eine fragwürdige Kompetenz verfügen?

Gibt es jemanden?

Nein? Niemand? Auch nicht kostenlos?

Alles klar.

Unterschied #4: Vollständigkeit

Wenn du mit einer professionellen Lehrerin arbeitest, die dich und deinen Lernprozess begleitet, kann es auch sein, dass sie dir auch kostenlose Materialien empfiehlt, mit denen du in deiner Freizeit weiter üben kannst.

Allerdings sind das nicht irgendwelche Übungen oder das erste Ergebnis, was bei Google auftaucht, sondern sorgfältig ausgewählte Materialien. Sie gibt dir etwas, was sie selbst getestet und nach bestimmten Kriterien evaluiert hat.

Wir Lehrer suchen auch nach neuen Ideen, Materialien und Übungen online, aber oft wissen wir einfach besser, wonach wir suchen. Wir kennen die Fachbegriffe dafür und wir können schneller einschätzen, wie schnell eine Übung zum Lernziel führt.

Ein Experte googelt nicht allgemeine Sachen wie “Deutsche Grammatik Übungen” oder “Dativ-Präpositionen”, sondern etwas viel Konkreteres, was dir DAS beibringt, was du lernen möchtest, in dem KONTEXT, in dem du es brauchst. Und nicht in irgendwelchen wahllosen Sätzen auf 5 verschiedenen Webseiten.

Unterschied #5: Verantwortung und Motivation

Warum melden wir uns im Fitnessstudio an? Und wie viele von denjenigen, die nicht ins Fitnessstudio gehen, schaffen es regelmäßig über einen langen Zeitraum allein zu trainieren? Natürlich gibt es immer wieder welche, aber nicht viele.

Ob es dir gefällt oder nicht, die meisten von uns würden viel mehr etwas tun, wofür wir auch bezahlen, anstatt etwas allein zu machen, was uns nichts kostet. Es fühlt sich einfach anders an, wenn wir uns etwas kaufen oder für etwas bezahlen, weil erst wenn wir dazu bereit sind, für etwas Geld auszugeben, zeigen wir, dass wir es auch ernst meinen und auch bereit sind, damit regelmäßig weiterzumachen. Denk doch mal daran: Wenn du dich für einen Kurs anmeldest, dann gehst du auch hin, außer du merkt nach ein paar Wochen, dass du wirklich nichts lernst und es volle Zeitverschwendung ist. Mit der Anmeldung für einen Kurs oder mit der Buchung von einer bestimmen Stundenzahl bei einer Privatlehrerin fühlen wir uns verpflichtet, für diese bestimmter Zeit dran zu bleiben, anstatt das Lernen immer nur auf die lange Bank zu schieben.

Kostenlose Sachen sind nie so dringend oder wichtig, deshalb haben sie auch nicht so hohe Priorität wie die Sachen zum Beispiel, für die wir bezahlen. Und dementsprechend sind auch die Resultate danach.

Außerdem fühlt es sich super an, wenn du jemanden hast, der sich wirklich um deinen persönlichen Fortschritt kümmert und einfach immer da ist, um deine Fragen zu beantworten und dich auf deiner Lernreise zu begleiten.

Unterschied #6: Die Beziehung zu einer echten Person

Keiner lernt eine Sprache für sich selbst. Wir lernen Sprachen, um mit anderen Menschen zu kommunizieren. Es fühlt sich toll an, wenn man eine persönliche Beziehung zu einem Lehrer oder einem Mentor aufbaut. Denn er bringt dir nicht nur die Sprache fachlich und strategisch bei, sondern tauscht mit dir auch seine persönlichen Erfahrungen und Geschichten aus.

Jemanden zu haben, der dich in die Kultur einführt und dich auf eine inspirierende Art und Weise begleitet, so dass du weiterhin interessiert bleibst und über dich hinaus wächst - das ist eine der entscheidenden Komponenten für deinen Lernerfolg.

Unterschätze nicht die Wichtigkeit einer echten Konversation mit jemandem, der sich tatsächlich um deinen Lernerfolg bemüht im Vergleich zu jemandem, der dich überhaupt nicht kennt.

Es ist eine Sache, jemanden zu haben, der schnell deine Fragen beantworten kann und dir etwas noch einmal erklärt, was du nicht verstanden hast, und eine andere Sache mit einem Video zu lernen, wo du zwar das Gleiche noch einmal hören kannst, aber selbst überlegen musst, warum das so ist und nicht anders. Ein guter Lehrer sucht immer nach einer anderen Art und Weise, den Stoff zu präsentieren, ihn dir zugänglicher zu machen, mit Beispielen, mit denen du vertraut bist.

Im Vergleich zu einem Video oder einer Website, wo du zwar eine tolle Vokabelliste oder ein paar kostenlose Erklärungen bekommst, mit denen du gerne alleine weiter kämpfen darfst. Der Unterschied ist riesig.

Übrigens, hast du dich schon mal gefragt, WARUM kostenlose Sachen kostenlos sind?

Vielleicht weil niemand bereit ist dafür zu zahlen?

Weil sie nichts wert sind?

Also warum würdest du dann DEINE Zeit mit etwas verschwenden, was nichts wert ist?

Ehrlich gesagt kann es schon sein, dass du Lernmaterialien mit wirklich hoher Qualität findest. Aber dann stellt sich die Frage: Warum hast du dann nicht schon alles damit gelernt?

Denn wenn du schon alles könntest, würdest du nicht nach noch mehr Material suchen, nicht wahr?

Ja, und lass das Ganze auch aus einem anderen Blickwinkel betrachten: Wenn du ein Profi auf einem Bereich bist, in dem du dich Jahre lang weitergebildet hast, würdest du einfach auf YouTube gehen und deine Kenntnisse genauso konsequent, regelmäßig und systematisch weitergeben, als wenn du dafür bezahlt wärest?

Würdest du nicht viel lieber als Experte geachtet und geschätzt werden wollen?

Es mag sein, dass die besten Sachen im Leben wie Freunde, Familie und Gesundheit mit Geld unbezahlbar sind, aber die besten Sachen online sind es nicht.

Abschließend würde ich gerne den berühmten Ökonom Benjamin Franklin zitieren:

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In dem Sinne möchte ich an der Stelle auch deine Lernbemühungen und ernsthaften Absichten würdigen. Du hast es schon ziemlich weit geschafft, wenn du mich soweit gut verstehst. Deshalb wünsche ich dir von Herzen, dass du deine Lernziele erreichst, egal wie hoch du sie gesetzt hast.

Und deshalb noch einmal als Denkanstoß die Frage an dich:

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Lernst du Deutsch als nur als Hobby oder verfolgst du damit konkrete Absichten?

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Egal ob du ein Hobby-Lerner oder ein Power-Lerner bist, ich und meine Kollegen bemühen uns immer für dich die passenden Lernangebote zu machen.

Damit du sie auch bekommst, lohnt es sich dich für meine regelmäßigen Lern-Tipps zu abonnieren. Falls du es noch nicht getan hast, dann mach es jetzt hier:

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Also bis zum nächsten Lerntipp.

*Der Ausdruck "langer Rede kurzer Sinn" wird in der gesprochenen Sprache sehr oft benutzt und bedeutet so gut wie "kurz gefasst". Man benutzt hier den Genitiv “langer Rede”, denn der ganze Satz (nach Schiller, Piccolomini I, 2) lautet »Was ist der langen Rede kurzer Sinn?«

Deine Herausforderin,

Dilyana

E-Book "Schluss mit den typischen Fehlern"

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