Was soll ich üben? | Tag #10 | Deutsch sprechen: 30 Tage Challenge
Hören, Sprechen, Lesen oder Schreiben?
Wie kann ich am schnellsten Deutsch lernen? Was hilft mir? Was ist wichtiger?
Hier ist, worauf du achten solltest, wenn du dein Deutsch verbessern möchtest.
Transkript Tag #10
Hallo, lass uns die Ärmel hochkrämpeln und los geht’s mit ein paar Lerntipps.
Was ist also wichtiger: Hörverstehen oder Leseverstehen? Texte schreiben oder mit Leuten sprechen?
Wie kann man am schnellsten Deutsch lernen?
Denn darum geht’s dir doch, oder?
Für manche klingt die Frage erstmal vielleicht komisch. Warum soll es entweder-oder sein? Muss man nicht alles üben?
Aber du kennst es doch aus dem Deutschunterricht oder aus Prüfungen… Da gibt es immer die Aufgaben zum Hörverstehen oder zum Leseverstehen. Man muss immer Briefe an imaginäre Freunde oder Nachbarn schreiben und sich vorstellen und ein Bild oder eine Grafik beschreiben.
Genau. Und heute möchte ich über den Sinn von dieser Aufteilung sprechen und wie dir das hilft, besser Deutsch zu lernen.
Manchmal schreiben mir Deutschlerner und sagen:
“Ich kann schon ganz gut Deutsch, aber ich habe noch viele Probleme beim Hören. Ich kann die Leute ganz schlecht verstehen.”
oder
“Ich verstehe schon alles, wenn ich lese oder höre, aber ich kann nicht gut schreiben. Kannst du mir helfen?”
oder
“Ich habe keine Probleme mit der Grammatik, aber ich möchte besser sprechen. Mehr fließend, ohne so viele Pausen. Was soll ich machen?”
Und hier ist was ich denke: Das alles gehört doch zusammen.
Die Sprache ist eine Aktivität, in der mehrere Organe mitbeteiligt sind.
Hier ist ein Beispiel.
Denk doch mal an deinen Körper und an eine Aktivität wie das Laufen zum Beispiel.
Was passiert also beim Laufen?
Was brauchst du dafür?
Deine Beine?
Ja, aber nicht nur.
Beobachte jemanden beim Laufen und dann wirst du feststellen, dass die Beine zwar eine wichtige Rolle spielen, aber dass die Arme sich auch bewegen. Sie gehen auch abwechselnd nach vorne und nach hinten, denn sie helfen, um das Gleichgewicht zu behalten.
Oder hast du schon mal jemanden gesehen, der beim Laufen seine Arme nicht bewegt. Das sieht doch voll komisch aus, oder?
Und glaubst du, dass das alles ist?
Schau weiter… der Rücken spielt auch eine wichtige Rolle, denn er stützt den ganzen Körper. Genauso auch der Bauch. Die Bauchmuskeln sind leicht angespannt und übernehmen auch ein Teil des Gewichtes, so dass dein Körper nicht zu sehr nach vorne fällt.
Oder hast du schon mal jemanden mit Rücken- oder Bauchschmerzen beim Joggen gesehen?
Ich nicht… es geht auch gar nicht.
Das heißt, beim Laufen brauchen wir mehr als nur Beine, wir brauchen einen allgemein gut trainierten Körper.
Also kannst du dir schon denken, worauf ich hinaus will, oder?
Ja, genau.
Beim Sprechen oder beim Schreiben, beim Lesen oder beim Hören brauchen wir auch allgemein gute Deutschkenntnisse.
Und nicht nur Zunge, Hand, Augen oder Ohren.
Für alle Fertigkeiten, so werden das Hörverstehen, das Leseverstehen, das Schreiben und das Sprechen genannt, brauchst du guten Wortschatz und gute Grammatikkenntnisse. Keine Frage.
Aber warum kannst du manche besser als andere?
Und warum werden die im Unterricht immer so getrennt: Jetzt machen wir eine Hörverstehen-Übung, jetzt machen wir ein Leseverstehen.
Auch in den Prüfungen werden sie unterschiedlich benotet.
Oft bekommt man weniger Punkte beim Hören und Lesen und mehr Punkte bei der Grammatik und bei den Strukturen?
Warum ist das so? Sind Hören und Lesen weniger wichtig?
Ja, ich weiß.
Das habe ich mich auch immer gefragt.
Und nein, das Hör- und Leseverstehen sind nicht weniger wichtig.
Und für beides brauchst du einen guten Wortschatz und ein paar Strategien, so dass du das, was du nicht verstehst, dir aus dem Kontext erschließen kannst.
So, genau dafür gibt es diese verschiedenen Übungen.
Stell dir vor, wir Lehrer würden einfach sagen: Hier ist die Sprache, sie ist überall, lerne sie!
Wie du sie lernst, ist mir egal, aber lerne sie.
Das können wir nicht machen, beziehungsweise (das) machen wir schon, aber nur in unserer Muttersprache.
Denn kleine Kinder schreiben keine Tests und müssen kein Hör- oder Leseverstehen machen. Zumindest nicht so formell, wie wir es im Unterricht machen.
Sie lernen nämlich alles. Denn sie sind den ganzen Tag in Berührung mit der Sprache - in der einen oder in der anderen Form.
Zuerst hören sie sehr viel.
Sie bekommen viel Input von ihren Eltern. Die ersten Monate und Jahre sagen kleine Kinder auch relativ wenig. Später im Kindergarten lernen sie viele Lieder und Gedichte. Sie versuchen mitzusingen und kommunizieren spielerisch und auch sprachlich mit den Anderen.
Und erst viel später in der Schule lernen sie Lesen und Schreiben.
Hast du schon mal darüber nachgedacht, wie es bei dir war?
Hast du zuerst Deutsch durch Hören oder durch Lesen gelernt?
Hast du zuerst Deutsch gesprochen oder geschrieben?
Wenn du diese Fragen beantwortest, wirst du ganz wichtige Hinweise für dich finden können, warum du die Sprache heute so sprichst wie du sie sprichst und warum du Manches einfacher findest und Manches schwieriger.
Und wie du dein Sprechen oder dein Hörverstehen verbessern kannst…
Und wie du besser Texte verstehst und selbst schreiben kannst… dafür gebe ich dir ganz konkrete Tipps beim nächsten Mal.
Lass uns weiter diskutieren
Erzähl mir, worauf du deinen Fokus legen musst, um das zu verbessern, worin du noch nicht so gut bist.
Deine Herausforderin,
Dilyana
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